NoMaNi-Stiftung

Dr. Norbert und Maria Nix, Köln

Diagnose Alzheimer. Grundlagen einer Ethik der Demenz


In Deutschland leiden eine Million Menschen an einer Demenz. Diese Zahl wird sich bis 2050 etwa verdoppeln. Betroffene, Angehörige, Ärzte und Pflegende sehen sich aufgrund der Symptomatik einem wachsenden Problem gegenüber, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Angesichts einer fehlenden kausalen Therapiemöglichkeit und der mit fortschreitender Demenz einhergehenden Pflegebedürftigkeit entsteht im Hinblick auf die gegenwärtige Ressourcenverknappung in der medizinischen und pflegerischen Versorgung zunehmend ein Druck auf die Gesellschaft, sich dem Phänomen Alzheimer-Demenz zu stellen.

Dabei wird der gegenwärtige öffentliche Diskurs von einem bestimmten Konzept der Demenz dominiert. Die Studie untersicht dessen Herkunft aus dem Bereich der Humanmedizin. Durch eine Übertragung medizinischer Modelle und Konzepte wurde deren methodischer Reduktionismus in den allgemeinen Diskurs übertragen. Ethisch relevant ist dieser Vorgang in seinem anthropologischen Reduktionismus, der zu Einseitigkeiten in der Bewertung führt und Leerstellen zur Folge hat.

Die Studie schlägt im Unterschied zum gegenwärtig dominierenden Diskurs vor, auf der Grundlage einer theologischen Anthropologie Demenzen als Beziehungsgeschehen zu definieren und von hier aus Perspektiven einer integrativen Demenz-Ethik aufzuzeigen. Damit können auch Rollenveränderungen einhergehen: Letztlich ist angestrebt, die Medizin von der ihr übertragenen Alleinverantwortung zu entlasten, und die Gesellschaft in die Pflicht zu nehmen, sich dem komplexen Phänomen Alzheimer-Demenz zu stellen. Statt einer Isolierung des Problems wird eine Kontextualisierung vorgeschlagen. An die Stelle eines medizinisch dominierten Demenz-Konzeptes wird ein integratives Modell vorgestellt, das das Phänomen Alzheimer-Demenz in die Mitte der Gesellschaft zurückholt.

Theologische Dissertation von Verena Wetzstein (Universität Freiburg).

Ausgezeichnet mit dem Bernhard-Welte-Preis der Theologischen Fakultät Freiburg, gestiftet vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg (2004).

Gefördert durch einen Druckkostenzuschuß.


Stand: 12.05.2006 Home
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